18. November 2016 - Jürgen Hörig, Moderator SWR-Landesschau

 

Foto: Ulrich Kolb

Als am Abend kurz vor Beginn des Männervespers Jürgen Hörig den Gemeindesaal betritt, um seinen PC für den Vortrag aufzubauen, wird er von einigen Gästen erfreut begrüßt: „I kenn Sie vom Fernsäh“. Hörig stellt sich jedem Gast, der auf ihn zukommt, mit Namen vor. Ungewöhnlich und keinesfalls selbstverständlich, sehr sympathisch, „volksnah“ und keinesfalls abgehoben geht er mit seinem jeweiligen Gegenüber um.


Hörig ist seit mehr als 15 Jahren Anchorman und damit DAS Gesicht der „SWR-Landesschau“ im Dritten, eine der erfolgreichsten Programmelemente im SWR-Fernsehen. Man kann ihn sicherlich als eines der bekanntesten Gesichter der Fernsehlandschaft im Südwesten bezeichnen. Seit 1999 moderiert er ohne Unterbrechung an mehr als 120 Tagen im Jahr die Live-Sendung. 10 Jahre moderierte bis 2010 u.a. die Nachmittagssendung „Kaffee oder Tee“ sowie Sondersendungen. Seit dem vergangenen Jahr ist er auch als Reporter für das „Landesschau Mobil“ unterwegs. Hörig war zudem 12 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Kinderkrebsnachsorge (www.kinderkrebsnachsorge.de) in Tannheim bei Villingen-Schwenningen. Noch heute engagiert er sich als Beisitzer im Vorstand sehr für die Einrichtung mit ihren vielen jungen Patienten.

 

Foto: Ulrich Kolb

Zum Einstieg zeigt er einige Ausschnitte seiner Sendungen der laufenden Woche. Er stellt heraus, dass es wichtig sei, gegenüber dem Publikum keine Meinung zu vertreten, und nicht nur ein Gesicht zu sein, sondern insbesondere eine Haltung aufzuzeigen. Die Sprache muss einfach sein, dabei aber verbindlich und plakativ.


Hörig erzählt auf sehr unterhaltsame Weise von den Begegnungen mit seinen Gästen, unbekannte Menschen sowie A- und B-Promis. Dabei gibt es echte A-Promis, wie Peter Maffay, bei dem die Vorgespräche nur mit seinem Management stattfanden, er sich in der Sendung dann aber sehr sympathisch und umgänglich zeigte und mit Hörig ein Lied anstimmte. Oder Katja Riemann, mit der er ein sehr gutes Gespräch führte. Und dann gibt es die B-Promis, mit denen man im Vorfeld direkt verhandelt und die zeitweise schwierig sein können. Irgendwie kann Hörig sie aber alle fassen und Gespräche führen, die die Zuschauer interessieren.


Auf beeindruckende Weise erzählt er von seiner letzten Begegnung und seinem Interview in der Landesschau mit Roger Cicero, der kurze Zeit später kurz vor seinem 46. Geburtstag verstarb. Das sind die Momente, wo man inne hält, so Hörig.


Und weiter geht´s mit seinen Schilderungen zu den Dreharbeiten zu „Landesschau Mobil“, für die er 5 Tage die Woche mit Tontechniker und Kameramann in einem Ort ist und über Interessantes, auch besondere Menschen, aus diesem Ort berichtet. Eine Arbeit, die ihm großen Spaß bereitet, wie er eindrucksvoll erzählt.


Foto: Ulrich Kolb

Hörig hat viele Talente und widmet sich neben seinem Job beim Fernsehen auch dem Singen. Speziell für die Kinderkrebsnachsorge, sein nächstes Thema während seines Vortrags, hat er ein bewegendes Lied in englischer Sprache geschrieben und aufgenommen: „Hey Life“. Eine Hymne, die Mut machen soll: „Hey life, hey life can you hear me? I haven´t finished with you yet.“ „Hey Leben, kannst Du mich hören? Ich habe mit Dir noch keinesfalls abgeschlossen”. Er hat sie den vielen jungen Patienten gewidmet. Sämtliche Erlöse aus dem Verkauf und den Downloads von „Hey Life“ gehen zu 100 Prozent an die Klinik.


Er plädiert auf nachdrückliche Weise dafür, dass Spenden an die Einrichtung sehr gut aufgehoben sind und untermauert das mit einem bewegenden Video, das aufzeigt, wie Familien – Eltern und den jungen Patienten – geholfen werden kann, mit der schwierigen Zeit umzugehen.
Hörig, ein toller und sehr sympathischer Referent mit vielen Talenten, hat in dem wieder einmal sehr gut besuchten Gemeindesaal, nicht nur wegen seiner kurzweiligen Vorstellung seiner Tätigkeiten, bei unseren Gästen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


Foto: Ulrich Kolb

Bei der Verabschiedung unseres Gastes wird darauf hingewiesen, dass alle Erlöse des Abends ausnahmslos (inklusive des Honorars für Jürgen Hörig) an die Deutsche Kinderkrebsnachsorge gespendet werden und alle Gäste diesmal noch etwas tiefer in die Tasche greifen mögen. Das Männervesperteam legt denselben Betrag aus privater Tasche nochmals oben drauf. So konnten wir eine ungewöhnlich hohe Spende in Höhe von 1.664 € an die Deutsche Kinderkrebsnachsorge überweisen.



Herzlichen Dank an alle, die das möglich gemacht haben.


Und HIER weitere Eindrücke des Abends

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29. April 2016 - Prof. Dr. Raoul Motika - ein deutscher Forscher in der Türkei 

Foto: Ulrich Kolb

Eines zeigt sich sehr schnell während des einmal mehr sehr gut besuchten Männervespers: Prof. Dr. Raoul Motika, Weltreisender, Jahrgang 1961, ist eine in jeder Beziehung beeindruckende Persönlichkeit. Innerlich ruhend, Optimismus und Lebensfreude ausstrahlend, beeindruckt er durch sein Auftreten, seinen verschmitzten Humor, den er sich trotz oder wahrscheinlich gerade wegen einiger übler Schicksalsschläge behalten hat. Aber auch wegen seines schier unerschöpflichen Wissens, seines globalen Denkens und seiner Botschaften, die er am Ende zusammenfassend allen Zuhörern näher bringt, nämlich dass wir hier in Deutschland sehr privilegiert leben, eigene Probleme relativieren sollten, unwichtige Dinge erkennen und damit angemessen umgehen sollten, da man sich sonst sein Leben unnötig vergiftet.

Motika bedankt sich für die Einladung nach Weiler. Er reist an diesem Tag extra aus Istanbul an. Er skizziert sein Leben und beschreibt, wie er mit 13 Jahren ohne elterlichen Erlaubnisschein in die Vogesen reiste und prompt bei der Rückreise an der Grenze festgesetzt wurde. In der Schule las er sowieso lieber historische Reiseberichte, statt dem Unterricht zu folgen. Mit 17 Jahren verschwand er auf einmal ganz: es trieb ihn nach Südamerika, wohin er aber nie gelangte, stattdessen aber nach Marokko und auf die Kanarischen Inseln, auf denen er schon am dritten Tag ausgeraubt wurde, was ihn aber erst einmal nicht zur Rückkehr nach Deutschland bewegte. Auf den Kanaren verdiente er seinen Lebensunterhalt, indem er Fischern half und als Tagelöhner jedwede Jobs annahm. Für nichts war er sich zu schade. Zurück in Deutschland holte er das Abitur erfolgreich nach.

Im Krankenhaus machte er dann seinen Zivildienst, trug nebenher u.a. Zeitungen aus und sparte sich so während der Zivildienstzeit den beträchtlichen Betrag von 15.000 DM zusammen, um mit einem Schulfreund Lkw in den Iran zu überführen. Weiter ging es dann in den Himalaya, auf dem Weg machte er auch Hochtouren in Pakistan.


Neben den Bergtouren bereiste er die Welt schon früh mit dem Moped und Motorrad: mit einem Schulfreund und der Kreidler ging's in die Alpen und die Camargue. Mit der Enduro trieb es ihn später unter anderem in die algerische Sahara und nach Ostanatolien.

Er beschreibt, wie die Welt immer näher zusammen wächst und wie er sich politisch engagierte. Eigentlich wollte er Auslandskorrespondent werden. So spannende Themen wie „Ein Tag im Jeans-Laden“ begeisterten ihn aber wenig. So studierte er in München dann doch besser Geschichte und Kultur des Vorderen Orients. Er lerne dabei fließend türkisch, persisch und aserbaidschanisch sowie die arabische Schrift und erhielt recht schnell ein Stipendium für ein Jahr in der Türkei.


1988, mit 27 Jahren, studierte er dann im Iran und Teheran und lebte dort im Studentenwohnheim mit Hizbollah-Anhängern aus dem Libanon und afrikanischen Islamrevolutionären. Dort wurde er dann auch wegen Spionageverdachts festgenommen. Eine bedrohliche Zeit und erschreckende Erfahrungen, wie er eindrucksvoll schildert. Aber auch diese Zeit übersteht er dank eines starken Charakters unbeschadet.

Nach dem Studium zog es ihn nach Heidelberg, wo er schließlich promovierte. Arbeitsplätze musste er sich nie suchen, letztlich bot man sie ihm eigentlich immer an. Was man mache, ist eigentlich gleichgültig, so Motika, man muss es mit Engagement machen und man muss für die Sache wirklich brennen. Und eines spürt man deutlich: Motika brennt für seine Sache. Er war Professor für Islamwissenschaften in der Schweiz, wurde ein angesehener Spezialist für Fragen, die den Kaukasus betreffen. „Man muss leben in seinem jeweiligen Fach,“, so Motika, „dann schafft man alles“. In Hamburg schließlich wurde er Professor für Turkologie. In 2010 schließlich übernahm er den Posten des ersten Direktors des zur Max Weber Stiftung gehörenden Orient-Instituts in Istanbul.

Während des Trainings für eine Expedition nach Sibirien bekam er plötzlich Schmerzen in der Brust, die Probleme wurden immer größer, Atemnot setzte ein. Diagnose: Herzversteinerung – Leichtketten-Amyloidose. Motika bekam Chemotherapie, die ihm wegen der starken Nebenwirkungen stark zusetzte. In Heidelberg lag er neun Monate auf der Intensivstation – seine Herzleistung ging dramatisch weiter nach unten. Schließlich hatte er Glück und bekam – gewissermaßen in letzter Minute – ein Spenderherz aus Zagreb.

Die Krankheit kehrte allerdings zurück. Mittlerweile musste er sich im Sommer 2015 einer letztlich erfolglosen Stammzelltransplantation unterziehen. Motika sieht die Gesamtumstände trotzdem positiv: Jeder Tag ist ein glücklicher Tag, und er genießt sein Leben und die Arbeit. Dabei erzählt er von den interessanten Forschungsprojekten, die er in der Türkei betreut. Bis 2020 möchte er noch im Amt bleiben. „Dann sieht man, was weiter passiert“.

Die zahlreichen Zuhörer sind sehr beeindruckt von diesem Mann, seiner Lebensgeschichte und –leistung sowie seiner spürbaren Lebensfreude und dem Optimismus, mit dem er seiner Krankheit trotzt.

 


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